All unsere besonderen Erlebnisse, magischen Momente und einzigartigen Begegnungen wollen wir hier festhalten.
Reiseblog

Der letzte Tag

Ich erinnere mich noch zu gut an die Zeit vor unserer Abreise und die Gedanken, ob wir denn wirklich über ein Jahr auf Reisen sein werden. Oder kommt irgendwann mal die Reisemüdigkeit, der bedrohlich klingende Reiseblues. Zugegeben es gab nach einem Jahr Momente, in denen wir uns mal heim zu Freunden und Familie wünschten, auch Phasen in denen wir dem ständigen Weiterreisen müde waren und einfach mal etwas Alltag haben wollte. Aber einen Gedanken hatten wir nie, den Plan vorzeitig zurückzureisen, im Gegenteil, so wurden es immer ein paar Tage mehr die wir dazu fügten, bis wir unseren Rückflug buchten. Das Wissen einen Rückflug zu haben machte mich sogar eher traurig, ja ich weiss ewig kann dieses Leben so nicht weitergeben, aber so richtig bereit fühlte ich mich auch nicht. Doch natürlich geht auch unsere Reise mal zu Ende und dieses rückt in Cuba immer näher. Also wie haben wir es geschafft nach so langer Zeit in Unabhängigkeit, Sommer, Abenteuer, an unserem letzten Tag nur noch einen Wunsch zu haben: Wir wollen nach Hause! Daher gibt es hier für alle Weltenbummler, Langzeitreisenden, Fernweh-Haber die perfekte Anleitung wie ihr euren letzten Tag so hinbekommt, dass ihr nur noch eins wollt nach Hause:

  1. Der letzte Abend muss ordentlich begossen werden

Dieser Punkt ist auch der Wichtigste, denn auf ihn bauen alle folgenden Anweisungen auf. Wir sind dazu in Havanna, also perfekte Voraussetzungen für einen ordentlichen Suff. Nach Möglichkeit sammelt für dieses Event auch Reisebekanntschaften um euch und quatscht noch weitere Reisende an, denn umso größer die Gruppe Partywütiger, desto exzessiver wird es. Wir verabreden uns mit den zwei Münchnern Abu und Benny, die wir schon paar Mal auf Cuba getroffen haben und den ein oder anderen Cuba getrunken haben und in der erst besten Bar gabeln wir noch einen Schweizer auf. So die Partygruppe steht jetzt kann es losgehen: Rundenweise werden Mojitos, Cubas und Schnäpse bestellt, die Wirkung wird mit kubanischen Zigarren noch verstärkt. An den Ausgang des Abends kann oder will sich dann keiner mehr erinnern.

  • Frühes Aufstehen

Habt ihr einen frühen Rückflug und wacht mit diesem Monsterkater auf der uns wiederfahren ist, werdet ihr allen Kummer über diesen letzten Tag vergessen aus Sorge diese Rückreise überhaupt zu überleben, bzw. solltet ihr es überhaupt zum Flughafen schaffen. Habt ihr einen späten Rückflug, so wie wir abends um 22 Uhr umso besser denn jetzt fängt der Spaß erst richtig an. Sorgt aber auf jeden Fall dafür, dass ihr für diese letzte Nacht eine Unterkunft mit einem superfrühen Checkout habt. Um 9 Uhr muss unser Zimmer geräumt sein, somit liegen 3 Stunden Schlaf hinter uns und der noch vorhandene Alkoholpegel, der sich gefühlt unmittelbar davor großartig angefühlt hat, lässt einen ab jetzt durch die Hölle gehen.

Großer Vorteil: Solltet ihr noch zu viel Gepäck haben und aus nostalgischen Gründen fällt euch der Abschied von ausgebleichten, verschlissenen Klamotten schwer. Das Problem ist jetzt gelöst, denn ihr müsst noch packen und da den Umständen geschuldet, ein sorgfältiges, platzsparendes Einräumen nicht möglich ist, landet alles was den Reißverschluss am Schließen abhält ohne großes Drama im Müll. Das Gepäck wird dann bis zum Abflug abends im Hotel gelassen.

  • Bei tropischer Hitze durch die überfüllten Straßen laufen

Nun steht ihr auf der Straße, völlig verzweifelt ohne Bleibe, nur ein Ziel eine Möglichkeit zu finden ein bisschen Schlaf zu bekommen oder sonst eine Möglichkeit dieses Leiden zu mindern. Die Sonne knallt runter und ihr wagt den Versuch euch in ein Restaurant zu schleppen, vielleicht hilft Essen ja etwas. Das Restaurant sollte etwas Fußmarsch weg sein. Solltest du dich nicht zur Nahrungsaufnahme fähig fühlen, kannst du so wie ich die Stirn auf die Tischplatte legen,

  • Demütigende Moment beim Schlafen im Park

Jetzt gesteht ihr euch ein, kein Kaffee, kein Essen, kein Kontergetränk weckst die Lebensgeister in euch: Ihr müsst Schlafen! Da es keinen Strand gibt und sich ohne großes finanzielles und zeitliches Investment spontan ein Zimmer in Cuba zu buchen lässt, macht ihr euch auf die Suche. Parkbank wäre eine Option oder dieser winzige Grünstreifen, der sich am Stadtzentrum, neben einer Sehenswürdigkeit dem Fort entlang zieht. Die verwirrten Blicke von Touristen und Einheimischen als wir unser Strandtuch ausbreiten, prallen an uns ab, wir wollen einfach nur kurz schlafen. Ich falle in einen tiefen Schlaf und wache auf als ein fertiger Straßenhund uns neugierig beschnuppert. Das arme Tier, doch den brauchen wir jetzt nicht auf unserer Decke und der Schlaf scheint gewirkt zu haben, denn die Situation wird uns unangenehm und wir steuern weiter

  • Ein kleiner Lichtblick, um sich transportfähig zu fühlen

Der zweite Versuch der Nahrungsaufnahme wird gestartet und es klappt, begleitet von dem Gejammer nach Hause zu wollen und dem beruhigenden Gefühl sich einigermaßen transportfähig zu fühlen, das Highlight des Tages. Um sich auf diesem Gefühl nicht auszuruhen schleppten wir uns noch mal durch ein Museum.

  • Es noch mal richtig knapp werden lassen

Das gelingt oftmals trotz großzügiger Zeitplanung, ansonsten zieht einfach noch mal 30 Minuten von eurer Planung ab. Da kommt euer Puls wenigstens ordentlich in Fahrt. Wir haben eigentlich ausreichend Zeit eingeplant, aber wer schon mal in Cuba war, weiss dass man sich eigentlich nach der ersten gebuchten Unterkunft um nichts mehr kümmern muss, denn jeder Cubaner hat hier in jedem Ort Geschwister, Tanten, Cousins und Freunde, die sich um alles kümmern. Sei es Taxi, Unterkunft, Fremdenführer oder sonst was. So fragten wir für den letzten Tag, bereits großzügig im Voraus, den netten Kerl unseres Casa Particulars nach einem Taxi um Punkt 19 Uhr mit der Fahrt zu Flughafen. Da stehen wir nun mit dem Gepäck auf der Straße und sehen moderne, klimatisierte Taxis an uns vorbei rollen und träumen schon von der Klimaanlage. Aber wo bleibt eigentlich unser Taxi?! Wir machen dem Typen aus unserem Hotel Stress, denn wir warten mittlerweile schon fast 30 Minuten und alle Taxis die vorbei fahren sind besetzt. Als hätten wir es nicht besser gelernt die letzten vier Wochen. Natürlich hat er irgendeinen Kumpel geordert, der wer weiss wo wohnt um uns für 20 Euro (teilweise ein Monatslohn für Cubaner) zum Flughafen zu fahren. Jetzt stellt sich Angst ein, wir wollen nach Hause und auf keinen Fall den Flug verpassen. Uns wird noch mal bewusst, wie uns diese Kuppeleien die Nerven gekostet haben und dieses ständige Aufquatschen von irgendwelchen Angeboten, die wir nicht wollten.

  • Am falschen Flughafen stehen

Dieser Punkt ist ein Extrabonus und kann nicht willentlich herbeigerufen werden. Rundet aber den Tag noch mal so richtig schön ab.

Endlich kommt der Fahrer in seinem Miniauto, natürlich ohne Klima und warum er zu spät war, wird auch nicht wirklich klar. Ab zum Flughafen, wo er uns auch direkt rauswirft. Wir schleppen uns immer noch geschwächt, mit Unmengen an Gepäck in die Halle, nicht mehr lange und wir sitzen am Gate und dann endlich im Flieger, ich möchte nur noch schlafen und nach Hause. Aber warum steht unser Flug eigentlich nicht auf der Abflugtafel? Wie es gibt noch einen zweiten Flughafen? Laufen ist nicht, wir brauchen ein Taxi und der Blick auf die Finanzen zeigt, nur noch 5 Dollar. Bitte finden wir einen Fahrer, der sich darauf einlässt. Denn obwohl das viel Geld ist, hatten wir öfters die Erfahrung gemacht, dass der Cubaner recht unflexibel ist, wenn er bestimmte Preisvortstellungen hat. Doch das Glück ist noch mal mit uns, ein Fahrer ist schnell gefunden und so kommen wir noch rechtzeitig für unseren Abflug an.

Nach so einem strapaziösen letzten Tag garantieren wir euch unermessliche Vorfreude auf zu Hause. Wir haben es geschafft. Völlig egal, dass daheim der Herbst auf uns wartet, da gibt es wenigstens keine Moskitos

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